Hyperaktiv, impulsiv und laut. Seit jeher sind dies die grossen Schlagwörter wenn es um die Diagnose ADHS geht.
Typischerweise wurden diese Symptome jedoch vermehrt bei Jungs und weniger bei Mädchen identifiziert, was dazu geführt hat, dass die meisten weiblichen Erwachsenen mit ADHS eine verspätete oder nie eine Diagnose erhalten habe.
“Same Same” – Aber nicht das Gleiche
In der Vergangenheit wurden die weniger offentsichtilchen Symptome eines ADHS infolge Unwissenheit und fehlendem Interesse häufig übersehen. Mittlerweile ist der Stand der Forschung jedoch soweit, dass die klassischen Symptome der "Hypieraktiviät, Impulsivität, Laut" nicht mehr als die einzigen Hauptmerkmale gelten. Studien haben gezeigt, dass auch Tagträumen, Unaufmerksamkeit und gedankliches Abschweifen sowie die internalisierte Hyperaktiviät von Gedanken genauso verbreitet sind (auch bekannt als ADS*). Jedoch scheint es, dass diese Symptome weit häufiger bei Mädchen auftreten als bei Jungs.
Wenn wir auf die letzten Jarhzehnte und Jahrhunderte der Erziehung zurück blicken, kann man durchaus die Behauptung in den Raum stellen, dass lautes, impulsives und hyperaktives Verhalten bei Mädchen so gut wie gar nicht toleriert wurden. Mädchen hatten nett zu sein, ruhig zu sitzen und insbesondere still zu sein. Ansonsten wurden harte Konsequenzen angedroht und ausgeführt.
Mädchen mit ADHS hatten auch in der jüngsten Vergangenheit, und teilweise, je nach Elternhaus, auch heute noch also einen immensen Zwang, ihre typischen ADHS Symptome zu maskieren und zu unterdrücken, um sicher zu sein, dass sie in das gewünschte stereoptpyische Bild passen. Ob die eher nach Innen gerichteten Symptome der Unaufmerksamkeit, Tagträumerei und internalisierte Hyperaktivität der Gedanken und Emotionen eine Reaktion bzw. Anpassung waren, um die bestehende Problematik gegen Aussen verstecken zu können, ist meiner persönlichen Ansicht nach durchaus eine denkbare These.
Dies, plus die erst in den letzten paar Jahren vermehrte Aufmerksamkeit der Fachpersonen im Hinblick auf die "ruhigen" ADHS Symptome haben dazu geführt, dass Mädchen bis vor kurzem kaum oder gar nicht auf dem ADHS/ADS Radar aufgetaucht sind, und ensprechend nie diagnostiziert wurden.
Fehlende Unterstützung
Die Konsequenz aus deser Vergangeheit ist relativ offensichtlich. Ohne eine Diagnose erhielten Mädchen keine Unterstützung und keine Hilfe dabei, den Umgang mit ihren Symptomen zu erlernen, und auch nicht, wie sie mit den dazugehörenden Schwierigkeiten wie fehlendes Zeitgefühl, Organisationsschwäche, Stimmungsschwankungen, impulsive Emotionen, dyskalkulie, dyslexia, die Unfähgikeit den Fokus auf langweilige Themen zu halten, Überfordrung durch Emotionen und Gedanken, Überstimulation, etc. im Alltag vernünftig klar kommen können.
Stattdessen wurden aus den Mädchen junge Frauen, die um jeden Preis versuchen den "Erwartungen der Gesellschaft zu genügen", obschon sie "nicht für diese Welt gemacht" sind/waren und immer das Gefühl haben/hatten "nicht so akzeptiert zu sein wie sie sind", bzw. "nicht gut genug zu sein".
Das Maskieren von ADHS Ausprägungen bzw. Symptomen ist im Grunde genommen eine Verleugnung und ein Verstecken der eigenen Persönlichkeit und Identität, aus Angst vor Zurückweisung und Belustinung oder gar Mobbing, was bei sehr vielen Frauen zu ernthaften Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Depressionen und Anstzuständen oder zu Burn-Out führen kann.
Insbesondere bei Frauen mit ADHS, welche eine Familie und/oder Karriere haben, ist die Notwendigkeit einer rigorosen, konsequenten Planung und Organisation von grösster Bedeutung, mit ADHS aber kaum machbar ohne dass ein extremes Mass an emotionaler und geistiger Überkompensation geleistet wird. Denn genau dies sind bei ADHS die am häufigsten Defizite - die Fähigkeit sich selbst und zusätzlich auch noch andere Perosonen zu organisieren. Daraus lässt sich schliessen, dass Frauen in ihren Rollen sehr häufig Leistungen erbringen, zu denen sie eigentlich aufgrund ihres ADHS gar nicht fähig sind, was wiederum erklärt, wieso die meisten dieser Frauen ein Leben am Rande der Erschöpfung und Verzweiflung leben, getrieben von der Angst, nicht gut genug zu sein, als Versagerin dazu stehen bzw. dem Anspruch der Gesellschaft nicht gerecht werden zu können.
Unterstützung in der Form von Therapien und Coachig sind zwar heutzutage wesentlich besser als noch vor ein paar Jahren, und auch hat das Stigma um das in Anspruch nehmen von therapeutischer Hilfe merklich nachgelassen. Wenn wir jedoch sehen, wie in den meisten Ländern das Gesundheitssystem, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit, mittlerweile am Anschlag läuft und kurz vor dem Kollaps zu sein scheint, ist es auch heute für Frauen ohne eine ADHS Diagnose nicht einfach, die richtige Hilfe zu bekommen.
Hinzu kommt, dass wir immer noch ein riesen Vakuum and Forschungsergebnissen und Studien zu den Zusammenhängen des hormonellen Zyklus und ADHS bei Frauen besteht. Die Forschungen und Studien in der Vergangenheit hatten in erster Linie den Fokus auf die Auswirkungen von ADHS bei männlichen Personen, welche jedoch von Natur aus keinen vergleichbaren hormonellen Zyklus vorweisen wie weibliche Personen. Und dies obschon die wenigen, aussagekräftigen Studien die existieren, sehr klar darauf hinweisen, dass die Kombination aus fehlendem Dopamin infolge ADHS und einer Unterproduktion des Dopamins im Zusammenhang mit einem tiefen Östrogenspiegel Auswirkungen im Monatszyklus, der Perimenopause und Menopause haben und für Frauen ernsthafte Risiken und Probleme mit sich bringen können.
Diagnosen, die "das Pferd von hinten aufsatteln"
Frauen mit einem ADHS, welche irgendwann in ihrem Leben an den Punkt kommen an welchem sie sich ernsthaft Sorgen machen, dass sie ihre persönlichen Beziehungen und/oder ihre Arbeit verlieren, müssen früher oder später bei einer medizinischen Fachperson Hilfe holen. Und obschon die meisten dieser medizinischen Fachpersonen aus bestem Wissen und Gewissen nur das Beste wollen, so sind sie meist auch sehr schnell mit der Diagnose einer Depression, Anstzuständen, Selbstmedikation oder Burn-Out und werden entsprechende Therapien anbieten, um "das Problem" zu lösen.
Wenn diesen Krankheiten jedoch ein nicht-diagnostiziertes ADHS zu Grunde liegt, erhalten diese Frauen eine Behandlung, die kurzfristig sicherlich etwas Erleichterung bringen wird, jedoch aber das darunter verborgene ADHS nicht behandelt wird. Damit verlieren diese Frauen alle Optionen, um ihre Probleme langfristig lösen zu können und ihr Leben fundamental verbessern zu können.
Optionen für langfristige Lösungen
Langfristige Lösungen für ein Leben mit ADHS, insbesondere bei einer Spätdiagnose im Erwachsenealter, erfordern generell eine Veränderung des Lebenstyls und des Mindsets. Das Akzeptieren der Tatsache dass es ok ist, anders zu sein, sich anders zu fühlen, anders zu arbeiten, anders zu leben, kann für Frauen mit ADHS ein absoluter Game-Changer sein. Die Erkenntis darüber, dass ein ADHS der Grund für den seelischen Schmerz und das ständige "nicht nach Plan funktionieren können" ist, kann sich nach einer ADHS Diagnose anfühlen wie eine grosse Welle der Erleichterung
Dagegen ist die Realisierung, dass es meistens einen Bedarf für grosse Veränderungen im Leben gibt, um zukünftig gesund und ADHS gerecht den Alltag auch ohne Stress und Druck erleben zu können, manchmal eher furchteinflössend.
Medikation kann unter Umständen als kurzfristige Erstmassnahme hilfreich sein, um dafür zu sorgen, dass die allgemeine Emotionslage und die meist fragile Lebensituation fürs Erste stablisiert werden kann. Im Anschluss können Ideen, Methoden und Therapien zu lanfristigen Massnahmen ohne Medikation angeschaut und ausprobiert werden.
Langfristige Lösungen bedeutetn meist das Adaptieren eines neuen, ADHS-gerechten Lifestyles und neuen, ADHS-freundlichen Gewohnheiten. Dies können sein (meist in Kombination):
neue, gesunde Fitness- und Wellnesroutine
praktizieren von Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Verbesserung der Schlafqualität
Anpassungen in der Ernährung
Therapien zur Aufarbeitung von Traumas wie auch zur Behadlung von Depressionen, Angstzuständen, Burn-Out, etc.
Coaching für eine gesamtheitliche Verbesserung des mentalen Wohlbefindens und für den positiven Umgang mit dem eigenen ADHS bei Herausforderungen im Alltag, aber auch den exquisiten Vorteilen, die ein ADHS mit sich bringen kann.
It’s All About You - Es geht um Dich
Die richtigen, langfristig wirksamen Strategien im Umgang mit ADHS zu finden ist eine sehr persönliche Reise, auf welcher oftmals vieles ausprobiert, vieles aber auch wieder verworfen wird, bevor das Passende gefunden wird.
Unterstützende Begleitung durch ADHS Fachpersonen wie Psychologinnen/Psychologen, Psychiaterinnnen/Psychiater oder Coaches können Dir dabei helfen, dich selbst und dein ADHS besser zu verstehen und dadurch geeignete Strategien zu entwickeln. Sie kennen zudem viele unterschiedliche Methoden und Techniken, die Du ausprobieren und in deinem Alltag integrieren kannst.
Als ADHS Coaches helfen wir dir dabei, praktische und alltagstaugliche Strategien zu entwickeln, welche dir das Leben mit mit deinem ADHS erleichtern können, z.B. durch Verbesserung des Zeitmanagements, zur Vereinfachung von organisatorischen Aktivitäten, effektive Ziele setzen und erreichen, etc..
Wir bieten zudem eine wertefreie und offene Umgebung, in welcher Du deine Sorgen, Gedanken, Frustrationen und Erfolge mit deinem ADHS zur Sprache bringen kannst.
Die Methoden und Techniken, die wir empfehlen und aufzeigen, sind von uns selbst ausprobiert und getestet 😉.
Möchtest Du mehr darüber erfahren, ob und wie unser Coaching dich unterstützen kann? Schreib uns einfach eine E-Mail auf welcome@its-all-about-you.ch, or schau auf unserer Website rein und melde dich über das Kontaktformular, wann immer es für dich passt.
Wir freuen uns darauf, Dich und dein ADHS kennen zu lernen 😊!
* ADS = Auferksamkeits Defizit Syndrom – auch bekannt als "vorwiegend unaufmerksames ADHS"
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